Aktionsbündnis Eisenbahnstrecke Bassum-Bünde e.V.

10 Jahre Restaurierung Stellwerk Sn - Ein Rückblick

Stellwerk Sn nach der Dachsanierung und dem Neuanstrich in brauner Originalfarbgebung

Geschichte und Funktionsweise

Das Wärterstellwerk Sulingen Nord (Sn) wurde 1921 in unmittelbarer Nähe zum Hasseler Feldweg erbaut. Das Stellwerk war bis zur Außerbetriebnahme 2012 für die Weichen und Signale im Nordkopf des Sulinger Bahnhofs zuständig. Außerdem wurden die Schranken des Bahnübergangs Hasseler Feldweg von hier bedient.

Die Bezeichnung Wärterstellwerk rührt daher, dass auf diesem Stellwerk ein Weichenwärter (Ww) seinen Dienst tat. Der Weichenwärter konnte bei Zugfahrten nur aktiv werden, wenn der Fahrdienstleiter (Fdl) seine Zustimmung oder den Auftrag (Befehl) gegeben hatte. Der Fahrdienstleiter ist der Herr über die Zugfahrten im Eisenbahnnetz. Nur im Zusammenspiel zwischen dem Fahrdienstleiter und dem Weichenwärter dürfen die Triebfahrzeugführer (Tf) ihre Lokomotiven bzw. den Zug bewegen. Die Rangiertätigkeiten konnte der Fahrdienstleiter oder der Weichenwärter in seinem Bezirk selbstverantwortlich übernehmen.

In Sulingen sitzt der Fahrdienstleiter auf dem Stellwerk Sf. Sf steht dabei für Sulingen Fahrdienstleiter. Dieses Stellwerk ist noch heute in Betrieb und befindet sich am Bahnübergang Nienburger Straße. Da in Sulingen die Weichen und Signale über Drahtzüge umgelegt und gestellt werden, ist die Stellentfernung im Vergleich zu moderneren Stellwerken sehr begrenzt. Daher gab es in Sulingen zwei Stellwerke, das Fahrdienstleiterstellwerk Sf und das Wärterstellwerk Sn. Da das Einstellen der Fahrstraßen/Fahrwege ausschließlich über Drahtzüge erfolgt, zählen beide Stellwerke in Sulingen zu den mechanischen Stellwerken. 

In den letzten Jahren vor der Außerbetriebnahme von Sn wurde das Stellwerk nicht mehr mit einem Weichenwärter besetzt. Wenn Zugfahrten nach Sulingen stattfanden, musste der Fahrdienstleiter Sf beide Stellwerke bedienen. Dazu ist er nach der Einfahrt des Zuges aus Barenburg oder Diepholz vom Stellwerk Sf zum Stellwerk Sn gewechselt, um dort für das Rangieren der Lokomotive von der Spitze des Zuges an das andere Ende des Zuges die Weichen zu bedienen. Im Anschluss musste er dann wieder von Sn zurück auf Sf wechseln. Um dieses zeitaufwändige Verfahren für wenige Züge pro Woche zu erleichtern, wurde die Weichen im Nordkopf vom Stellwerk getrennt und auf Handbetrieb umgebaut. Der Triebfahrzeugführer wurde durch einen Lokrangierführer ersetzt und legt sich beim Rangieren die Weichen nun selber um. Die Ausfahrsignale mussten seit der Stilllegung der Streckenabschnitte nach Bassum und Nienburg (Weser) nicht mehr gestellt werden. Sie dienen seitdem nur noch als sogenannte Zielsignale, an der die Zugfahrt aus Richtung Barenburg bzw. Diepholz endet.

Nach der Außerbetriebnahme wurde das Stellwerk Sn sich selbst überlassen und zunehmend ein Opfer von Vandalismus.

Restaurierung

Die Stadt Sulingen übernahm von der Deutschen Bahn AG das Gelände inklusive der Ladestraße sowie Gleis 13.

Im AEBB wurde der Wunsch größer einen Teil der Sulinger Eisenbahngeschichte zu erhalten, da nur noch die beiden Stellwerke, der Lokschuppen (ehemals die Diskothek Nachtwerk) und die Gleiswaage vorhanden sind.

Daher schlossen die Stadt Sulingen und das AEBB 2015 einen Nutzungsvertrag ab. Seitdem wird Sn in ehrenamtlicher Tätigkeit wieder instandgesetzt. Die ersten Schritte waren die Sicherung des Gebäudes vor weiterem Vandalismus und damit einhergehende Schäden durch Wind und Wetter. Alle Scheiben des Stellwerks waren durch Schottersteine eingeworfen worden. Graffiti verunstaltete die Außenmauern und der Bewuchs durch Büsche und Brombeeren rund um das Gebäude waren enorm. Daher wurden alle Fensterscheiben mit Holzplatten verschlossen und die im Stellwerksraum befindlichen Schottersteine aus dem Gebäude geschafft. Außerdem wurde nach und nach der Bewuchs um das Gebäude herum entfernt. Im nächsten Schritt wurde dann der Bewuchs auch zunehmend Richtung Gleiswaage und Ladestraße innerhalb von Gleis 12 und 13 entfernt. Auch der alte Heizöltank wurde entsorgt. Um den Jahreswechsel 2018/2019 wurde die Zuwegung zum Stellwerk ausgehend von der Ladestraße neu befestigt und die Böschungen neu angelegt.

Damit war ein erster großer Schritt geschafft. Das Stellwerk war wieder erreichbar und gleichzeitig auch für die Öffentlichkeit wieder sichtbar.

Das Außengelände kann nun mit Rasenmäher und Motorsense gepflegt werden. Im Winter wurden die Sträucher und Brombeeren zurückgeschnitten, um ein erneutes Zuwachsen der Zuwegungen und Gleise zu verhindern.

Im Inneren des Stellwerks konnte es nun richtig losgehen. 2019 fand eine Bestandsaufnahme statt. Ab 2020 ging es dann richtig los. Die verschlossenen Fenster wurden wieder geöffnet. Die alte Wandfarbe wurde entfernt und der gesamte Stellwerksraum neu gestrichen. Auch die bis dahin in den Unterlichtern vorhandenen Holzplatten konnten durch neue Fenster ersetzt werden. Danach folgte die Restauration der Technik. Die Hebelbank, die Weichen- und Signalhebel, der Blockkasten sowie der Kasten mit den Schubstangen und aufgesetzten Verschlussstücken. Große Teile der Technik mussten entrostet und neu gefettet oder neu grundiert und anschließend gestrichen werden.

Ab 2022 rückte verstärkt die Einrichtung des Stellwerks mit der typischen Ausstattung für den täglichen Dienst in den Fokus. Bei der Übernahme des Stellwerks konnten auch einige Einrichtungsgegenstände gesichert werden, die nun in das Stellwerk zurückkehrten. Auch ein Mitglied der Eisenbahnchronikgruppe Rahden unterstützte die Ausstattung des Stellwerks. So konnte 2022 unser Weichenwärter seinen Dienst aufnehmen und wacht seitdem 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche über das Geschehen rund ums Stellwerk.

Leider führten auch wiederholter Vandalismus und das Anbringen von Graffitis zu zusätzlicher Arbeit.

2024 reifte dann im Verein der Entschluss, das Stellwerk auch äußerlich wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Bei der Übernahme waren mehrere Dachpfannen durch Schottersteinwürfe beschädigt gewesen. Diese Dachpfannen waren damals ausgetauscht worden. Das Dach bereitete aber zunehmend Probleme, da Wasser eindrang. Somit kam es nach der Bewilligung von Fördergeldern 2025 zu einer kompletten Dachsanierung. In diesem Rahmen wurden auch die Außenwände neu gestrichen. Das Stellwerk erhielt seine ursprüngliche Farbgebung aus der Entstehungszeit zurück.

Detaillierte Informationen zu der Dach- und Außensanierung finden sich hier.

Weitere Informationen für einen Besuch des Stellwerks finden Sie hier.

Das AEBB dankt den Fördergeldgebern für ihre großzügige Unterstützung.

Zukunft

Und nun? Sind die Aktiven des Vereins nun arbeitslos?

Nein! Die nächsten Projekte für das Stellwerk sind bereits in der Planung. So soll u. a. ein Signalgarten entstehen, sodass auch ein Signal aus dem Stellwerk wieder gestellt werden kann. Und dann gibt es da ja auch noch die Gleiswaage.

Außerdem kann das Stellwerk nach Absprache auch besichtigt werden und soll zukünftig auch verstärkt dem Tourismus in unserer Region stärken.

Wenn Sie uns unterstützen möchten, melden Sie sich sehr gerne. Bei unseren Arbeitseinsätzen haben wir für jeden eine Aufgabe. Vorerfahrungen sind dabei nicht notwendig.

Stellwerk Sn 2015

Außenansicht des Stellwerks Sn 2015 mit eingeworfenen Fensterscheiben

Stellwerk Sn 2025

Frontansicht Stellwerk Sn nach der Restaurierung

Impressionen

Fördergeldgeber der Dachschanierung 2025

Logo Landschaftsverband Weser-Hunte e.V.
Logo Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Logo der EU und des Landes Niedersachsen

Wir danken den Fördergeldgebern für Ihre finanzielle Unterstützung!